In unserer heutigen Zeit passiert ständig Fortschritt und wir und unsere Umwelt entwickeln uns kontinuierlich weiter. Es wird sich stets darum bemüht Fairness, Gleichberechtigung und Gerechtigkeit in allen Lebensbereichen zu etablieren und zu fördern.
Doch trotz all dieses Fortschritts bleibt der hartnäckige Gender Pay Gap ein Teil unserer modernen Gesellschaft.
Auf den Punkt gebracht: Der Gender Pay Gap beschreibt die Differenz des durchschnittlichen Einkommens zwischen Männer und Frauen für die gleiche Arbeit.
Dieser Lohunterschied wird oft als unfair und diskriminierend gewertet, da er darauf hinweist, dass Frauen im Durschnitt weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen.
Es kann zwischen dem unbereinigten und dem bereinigten Gender Pay Gap unterschieden werden. Der unbereinigte Gender Pay Gap bezieht sich dabei auf die direkte Lohnlücke zwischen den Geschlechtern ohne Berücksichtigung von Unterschieden in Berufswahl, Arbeitszeit, Bildung, Erfahrung und anderen relevanten Faktoren. Wohingegen der bereinigte Gender Pay Gap diese Faktoren miteinbezieht, um eine fairere Vergleichsbasis herzustellen. Somit bietet er eine noch präzisere Analyse.
In Österreich befinden wir uns mit 18,8% Lohnunterschied auf dem vorletzten Platz im Europavergleich.
Warum ist das so?
Einer der häufigsten genannten Gründe für die Diskrepanzen in den Gehältern ist das Argument, dass sich mehr Frauen in Teilzeitbeschäftigung befinden. Diese Annahme ist auch korrekt: 2022 arbeiten über 50% der Frauen in Österreich Teilzeit. Die Statistik verrät, dass diese Zahl über die Jahre nicht weniger, sondern sogar mehr geworden ist. Mit unseren jetzigen Kinderbetreuungsangebot lässt sich häufig Karriere und Familie nicht ganz vereinbaren.
Weiters werden frauendominierte Berufsfelder, also Branchen, in denen über 70% Frauen arbeiten, schlechter bezahlt. Leider stimmt auch dieses Argument. Berufe in denen überwiegend Frauen arbeiten werden geringer entlohnt – Es ist sogar so: Frauen, die in Frauen-Berufen arbeiten, werden schlechter entlohnt. Denn auch in frauendominierten Branchen erhält der männliche Kollege mehr.
Frau Weichselbaumer des JKU-Institut für Frauen- und Geschlechterforschung behauptete, dass je höher die Löhne in einem Berufsfeld sind, desto größer wären die Unterschiede zwischen Frauen und Männern.
Darüber hinaus sind Frauen in Führungspositionen oft unterrepräsentiert und stoßen meist auf Hindernisse bei ihrer beruflichen Entwicklung. Hierbei spielen auch gesellschaftliche Normen eine Rolle. Stereotypen über die Rolle der Frauen in der Arbeitswelt können dazu führen, dass Frauen weniger Verhandlungsmacht besitzen und seltener für Gehaltserhöhungen und Beförderungen in Betracht gezogen werden.
Nichtsdestotrotz: Auch ohne diese drei Hauptargumente, bezüglich Berufsfelder und Beschäftigungsverhältnisse, bleibt der „bereinigte Gender Pay Gap“ von noch ca. 4% bestehen. Der Gender Pay Gap ist also nicht nur auf logische Schlussfolgerungen zurückzuführen.
Die Bekämpfung des Gender Pay Gaps erfordert ein ganzheitliches Vorgehen. Politische Maßnahmen wie die Einführung von transparenten Gehältern haben in Großbritannien bereits Wirkung gezeigt. Auch die Skandinavischen Länder führen die flexiblen Arbeitsmodelle und die Förderung der Elternzeit zur besseren Vereinbarung von Karriere und Familie vor.
Außerdem braucht es neben einem strukturellen Wandel, auch einen Bewusstseinswandel. Dabei ist wichtig Stereotypen in unserer Gesellschaft fallen zu lassen und die ungleiche Verteilung von Familien- und Pflegeverantwortlichkeiten zu kippen.
Das Ansehen verschiedener frauendominierter Berufsfelder sollte genau die gleiche Wichtigkeit und Wertschätzung, wie andere Berufsfelder bekommen.
Letztendlich ist die Beseitigung des Gender Pay Gap ein erstrebenswertes Ziel, nicht nur aus Gründen der Gerechtigkeit, sondern auch für unsere Wirtschaft. Es hat sich gezeigt, dass Länder und Unternehmen, die auf Geschlechtergleichstellung setzten, wirtschaftlich erfolgreicher und innovativer sind.
Welche Rolle spielen wir alle dabei, um sicherzustellen, dass unsere Arbeitsplätze und Gesellschaften Orte sind, an denen Gerechtigkeit und Gleichberechtigung gelebt werden?